Grundlagen der Zusammenarbeit im Krefelder Friedensbündnis
Im Krefelder Friedensbündnis haben sich Einzelmenschen und Gruppen zu einem lockeren Aktionsnetzwerk zusammengeschlossen. Bei aller weltanschaulichen Unterschiedlichkeit werden wir diese gemeinsamen Ziele verfolgen:Nein zu jedem Krieg!
Krieg und jegliche kriegerische Gewalt können Grabesruhe schaffen, doch keinen Frieden. Der Krieg entwürdigt den Menschen. Er vernichtet Lebensgüter, bewirkt maßloses Leid und zerstört das Leben, zu dessen Erhaltung wir da sind. Aus Krieg fließt Hass, die Grundlage für immer neue Gewalt.Wir wollen keinen Krieg, auch keine indirekte deutsche Beteiligung oder Auslandseinsätze deutscher Soldaten. Ziel für laufende Kriege muss ein baldiger gerechter und dauerhafter Frieden sein, nicht der Sieg einer Seite. Wir beteiligen uns an den politischen Kampagnen, mit denen der Forderung nach Frieden und sofortigem Abzug "unserer" Truppen Nachdruck verliehen wird.
Besonders muss der „Krieg gegen unseren Planeten“ beendet werden, der Klimawandel, Artensterben und Umweltzerstörung bewirkt und das Ende unserer Zivilisation herbeiführen würde. Die durch die Klimakatastrophe entstehenden Konflikte können den Ausbruch weiterer Kriege begünstigen. Militär gehört zu den weltweit größten Umweltzerstörern. Immense Summen werden für Rüstung ausgegeben. Diese werden dringender für Umweltschutz und Armutsbekämpfung benötigt. Dafür setzen wir uns ein.
Nein zu Atomwaffen!
Wir wollen das Ende der internationalen Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen. Eingedenk des atomaren Infernos von Hiroshima und Nagasaki fordern wir die vollständige Abrüstung aller Atomwaffen. Für Krefeld haben wir den Beitritt zu dem hierfür eintretenden internationalen Städtenetzwerk der „Mayors for Peace“ und die Unterzeichnung des ICAN-Städteappells erreicht. Statt der Modernisierung der Atomwaffen bestehen wir auf der Umsetzung des Bundestagsbeschlusses von 2013, alle Atomwaffen aus Deutschland abzuziehen. Die Ratifizierung des UN-Atomwaffenwaffenverbotsvertrages erwarten wir als einen ersten Schritt.Nein zu autonomen Waffen!
Bei der gegenwärtigen Begeisterung für die Einsatzmöglichkeiten künstlicher Intelligenz wird ein problematischer Einsatz leicht übersehen: autonome Waffen, also Waffen, die ohne menschliches Zutun entscheiden, welche Ziele sie auswählen und angreifen. Autonome Waffen sind weder Science-Fiction noch Zukunftsvision. Es gibt sie schon und sie sind bereits im Einsatz. Zu befürchten ist, dass sich durch den Einsatz autonomer Systeme Konflikte verselbstständigen und die Hemmschwelle für den Ausbruch von Kriegen damit sinkt. Für diese Waffen braucht es deshalb neue Formen der Rüstungskontrolle, deren Vereinbarung bisher nicht gelungen ist. Darauf wollen wir aufmerksam machen.Nein zum Waffenhandel!
Wir wollen den Kriegern ihr Werkzeug entziehen. Deshalb bekämpfen wir das lukrative Geschäft mit Waffen, bei dem Deutschland als einer der weltweit größten Waffenexporteure kräftig profitiert. In der Kampagne "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!" engagieren sich über hundert Organisationen aus dem umwelt-, friedens- und entwicklungspolitischen Bereich sowie Kirchen gegen deutsche Rüstungsexporte.Statt Waffen in Kriegsgebiete zu liefern, haben wir als visionäres Ziel eine vollständige Abrüstung und unterstützen das BSV- Motto (Bund für Soziale Verteidigung): "Konflikte gewaltfrei austragen - Militär und Rüstung abschaffen".
Nein zum Militarismus!
Das Friedensverständnis in Politik und Gesellschaft hat sich drastisch verändert. Waren ursprünglich Ideen wie "Gemeinsame Sicherheit" oder "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin" denkbar, sind wir heute bei "Zeitenwende" und "Kriegstüchtigkeit". Dabei ist der Schulterschluss von Politik (die "wertebasiert" vorgibt, aber "interessenbasiert" handelt) und Medien (die andere Ansichten schlicht ignorieren) besonders bedenklich. Wir widersetzen uns dieser "Zeitenwende", die Krieg wieder als Mittel der Politik denkt. Dazu gehört auch die Beteiligung von Bundeswehroffizieren am schulischen Unterricht, welche die Schülerinnen und Schüler auf militärische Gewalt als Normalität einstimmt. Statt "Kriegstüchtigkeit" bleiben wir bei dem Wunsch nach "Gemeinsamer Sicherheit" und einem "Gemeinsamen Haus Europa".Nein zum Herabwürdigen des Friedenswillens!
Es sind nur etwas mehr als hundert Jahre seit dem Ende des Ersten Weltkriegs vergangen. Lange Zeit schien es undenkbar, dass sich ein solches industrialisiertes Töten in einem Stellungkrieg heute noch einmal wiederholen könnte. Doch genau das geschieht im Ukrainekrieg, mit Hundertausenden Toten und Verletzten. Obendrein werden Friedensaktivisten, die ein Ende dieses Abschlachtens durch Verhandlungen anmahnen, mit Bezeichnungen wie "Putins 5. Kolonne", "Lumpenpazifisten" oder "rechtsoffen" in der veröffentlichen Meinung verunglimpft. Für uns ist das Bewahren von Leben und Gesundheit wichtiger als die Angst vor einem eventuell unvorteilhaften Waffenstillstand, nicht nur in diesem Krieg.Nein zu Doppelstandards!
Es ist für das Erreichen des Friedens kontraproduktiv, wenn in Politik und vielen Medien mit zweierlei Maß gemessen wird. Gegner werden dämonisiert, Freunde und Verbündete in Schutz genommen, teilweise auch unter Ausblenden der Realität. Das Erkennen und Weitergeben eines objektiven Gesamtbildes ist deshalb wesentlicher Bestandteil unserer Friedensarbeit, bei der wir uns gegenseitig unterstützen. Wir sehen mit Sorge, dass von der Politik auch gegen qualifizierte, aber abweichende Sichtweisen mit zunehmender Repression vorgegangen und die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird.Nein zur Menschenfeindlichkeit!
Wir lehnen alle Formen allgemeiner und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ab (wie Sexismus, Homo- und Trans*feindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie). Wir sind den Werten der Aufklärung und sozialen Gerechtigkeit verpflichtet, das schließt Nazis, Rechtsextremisten und Rechtspopulisten vom Bündnis aus.Nein zu einer ungerechten Welt!
Viele Konflikte und Kriege basieren auf dem herrschenden Wirtschaftssystem, von dem Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" sagt: "Diese Wirtschaft tötet." Wenn sich die Mächtigen zur Durchsetzung ihrer Interessen der strukturellen Gewalt bedienen, kann die Gegenwehr der Ohnmächtigen in physischer Gewalt bestehen. Beides lehnen wir ab. Wir treten ein für eine gerechte Wirtschaft, für einen Ausgleich zwischen Nord und Süd sowie wie für den Abbau diskriminierender Gegensätze zwischen sozialen Gruppen.Ja zum positiven Frieden!
Wir definieren positiven Frieden nicht nur als die Abwesenheit von Gewalt, aber eine Bedingung für Frieden ist: sich dafür einzusetzen, dass Gewalt nach und nach verschwindet. Unser weiter Gewaltbegriff umfasst auch die strukturelle Gewalt (Gewalt ohne eindeutig feststellbaren Akteur ist ins System eingebaut) und die kulturelle Gewalt (Rechtfertigung von Gewalt). Bei der Reduzierung struktureller Gewalt (im Krieg oder in der Gesellschaft) ist die Folge, dass dadurch mehr "Gerechtigkeit" entsteht. Danach streben wir auch im Friedensbündnis.Ja zum Frieden mit gewaltfreien Mitteln!
Frieden braucht Menschen, die für ihn eintreten. Dies aufzuzeigen und immer mehr Menschen hierfür zu gewinnen ist unsere Aufgabe. Unsere „Waffen“ sind in erster Linie die Öffentlichkeitsarbeit und die Beteiligung an Kampagnen der Friedensbewegung, aber auch die vielen Gespräche mit interessierten Mitmenschen.So möchten wir sie davon überzeugen, dass Interessenstreit einen Ausweg ohne Gewalt benötigt. Diplomatie, gewaltfreie Kommunikation und Mediation haben hier ihren Platz ebenso wie Soziale Verteidigung und Zivile Konfliktberbeitung durch Fachleute an der Basis. Diese Friedensstrukturen wollen wir fördern.
Krefeld, im März 2025
Krefelder Friedensbündnis
Die "Grundlagen der Zusammenarbeit" herunterladen können Sie hier.
