Im Folgenden geben wir Wortbeiträge wieder, die bei der Ostermarsch-Fahrradtour am 18.4.2022 gehalten wurden.
Es gilt das gesprochene Wort.
Ingrid Vogel, am "Engel der Kulturen"
Redebeitrag:
In ganz Deutschland finden über das Osterwochenende die traditionellen Ostermärsche statt, - an Rhein und Ruhr unter dem Motto „Kein Krieg in Europa und anderswo“.
Krieg darf um Gottes Willen nicht sein.
Der Ukraine-Krieg, direkt vor unserer Haustür, ist einer von 21 aktuell geführten Kriegen weltweit, der Angst und Sorgen macht und unvorstellbares menschliches Leid verursacht.
Das Krefelder Friedensbündnis hat als Ausgangspunkt für die diesjährige Oster-Friedens-Radtour bewusst diesen Ort gewählt.
2016 wurde hier die Bodenintarsie „Engel der Kulturen“ verlegt, unter Mithilfe des OB, Vertretern von 7 verschiedenen Religionen und 250 Schülerinnen und Schülern, die sich aktiv beteiligten.
Die Künstler Carmen Dietrich und Gregor Merten haben in einem die Welt darstellenden Ring die Symbole der drei abrahamitischen Religionen – Stern, Kreuz und Halbmond – eingearbeitet, - der Engel im Inneren hat sich dabei zufällig ergeben. Die Zeichen sind absichtlich nur halb sichtbar, da sie stellvertretend für alle Religionen und Kulturen dieser Welt stehen. Aus diesem Verbund ist keine Gruppe herauszulösen, ohne dass die anderen erkennbar mitbeschädigt werden. So steht der „Engel der Kulturen“ als ein klares Statement gegen Rassismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus, Islamophobie, Fundamentalismus, Nationalismus und die damit einhergehende Ausgrenzung von Menschen.
Der „E.d.K.“ ist gesetzt als dauerhaftes Zeichen für Toleranz, Versöhnung und gegenseitigen Respekt als Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben aller Religionen und Kulturen in unserer Stadt.
Im Jahr 2020 sind es laut Einwohnermeldeamt 153 Nationalitäten, die in Krefeld recht friedlich zusammenleben. Geflüchtete waren und sind willkommen und viele Krefelder bemühen sich, ihnen ein neues Zuhause zu geben.
Der „E.d.K.“ soll uns ständig erinnern, Respekt, Toleranz und Versöhnung anmahnen.
Bert Brecht: Bitten der Kinder
(Zwischentexte: I. Vogel)
Im Namen von 87 Mio. Kindern, die in Kriegsgebieten leben,
im Namen von 32 Mio. Kindern, die auf der Flucht sind,
im Namen von 1 Mrd. Kindern die hungern
bitten wir:
Die Häuser sollen nicht brennen
nicht in der Ukraine, nicht auf dem Balkan, nicht in Syrien, nicht in Palästina, nicht im Jemen, nirgendwo
Bomber sollt man nicht kennen
1,7 Bio. Euro werden weltweit jährlich vergeudet für Rüstung, für das Töten und Zerstören.
Wenn wir die Welt nicht abschaffen wollen mit immer perfideren Waffensystemen, muss ein grundsätzliches Umdenken in der Politik passieren. Es sollte endlich aus der Geschichte gelernt werden:
Aufrüstung bringt keinen Frieden, Waffen lösen keine Konflikte, Atombomben bringen keine Sicherheit.
Gewaltfreiheit muss zur Handlungsmaxime der Politik werden.
Die Nacht soll für den Schlaf sein
Leben soll keine Straf sein
Mütter sollen nicht weinen
keiner sollt töten einen
Wir haben in den letzten Tagen in den Medien viele ukrainische und russische Mütter weinen sehen.
Unzählige Mütter weinen auch da, wo westliche Länder, - zwar nicht mit Waffen -, aber mit ihrer mörderischen neoliberalen Wirtschaftsordnung 2,2 Mrd. Menschen in Elend, Hunger und Not leben lassen. Laut UNICEF stirbt alle 10 Sek. ein Kind unter 10 Jahren an Hunger.
„Jedes Kind, das verhungert, wird ermordet.“ (Zitat: Jean Ziegler, ehem. UN-Beauftragter)
Wir wollen Grenzen öffnen für Flüchtende aus der Ukraine, aus Syrien, aus Afghanistan und anderswo, auch für Deserteure.
Wir wollen Grenzen schließen für Rüstungsexporte, vor allem in Kriegsgebiete.
Alle sollen was bauen,
da kann man allen trauen
Wir sehen uns konfrontiert
mit einer fortschreitenden, profitorientierten Privatisierung in vielen Lebensbereichen der Gesellschaft, wie Gesundheit, Dienstleistungen, Wasserversorgung,
mit einer PublicPrivatePartnership, die bis in die UN-Gremien hineinreicht,
mit einer Politik, die demokratische Rechte immer weiter abbaut.
Es gibt Länder,
die mit geostrategischen Ambitionen mit den Vokabeln „Great“ und „First“ an erste Stelle das Eigeninteresse setzen,
oder mit Nationalismus Minderheiten ausgrenzen,
oder in ihrer Selbstgerechtigkeit mit zweierlei Maß messen.
Das ist nicht gut.
Wir als Friedensbewegung halten dagegen:
Wir sind eine Menschenfamilie. Mensch und Menschenrechte müssen an oberster Stelle stehen.
In einer ungerechten Welt gibt es keinen Frieden.
Wir halten fest an unserer Vision von einer gerechteren und friedlichen Welt mit auskömmlichen Löhnen, mit fairem Handel, mit ZKB statt Waffengewalt, mit einer gemeinsamen Sicherheitsarchitektur zwischen den Staaten, mit einer effektiven Senkung der CO²-Bilanz durch Rüstungskonversion.
Die Jungen sollen‘s erreichen,
die Alten desgleichen
Friedenslogik statt Kriegslogik! Und die muss bei den Jüngsten anfangen. Und deshalb brauchen wir keine Bundeswehr an Schulen, sondern eine Erziehung zu Frieden, Toleranz und Völkerverständigung durch dafür ausgebildete Lehrer und Lehrerinnen, so wie es die UN-Kinderrechtskonvention fordert.
Lasst uns lernen aus der Geschichte und den Ewig-Gestrigen zeigen, dass es in unserer Gesellschaft keinen Platz gibt für Ausbeutung, für Messen mit zweierlei Maß, für Ausgrenzung, Rassismus, Nationalismus und Militarisierung.
Wir wollen in einer solidarischen Menschengemeinschaft leben.